Samstag 23.01., Maria am Ostbahnhof in Berlin: Ein hochkarätiges Line-up ist angekündigt. Mit Adam X und Damon Wild kommen zwei Musiker aus New York, die man -irgendwie- noch aus den 90er Jahren mit beinhartem Techno verbindet. Und dazu mit Kirk Degiorgio und B12 zwei britische Vertreter und auch langjährige Elektronik-Musiker, die sich eher dem (Achtung-doofer-Begriff) ‚Intelligent Techno‘ zuordnen, vom Stil her ungefähr das weitere Umfeld des Labels Warp.
Es ist kalt draussen, minus 14 Grad zeigt das Thermometer, bis minus 18 sagt die Wettervorhersage, vereiste Schneeberge säumen die Strassen und Gehwege.
Adam X beginnt den Abend und rockt ordentlich. Ich hatte es etwas brachialer erwartet, aber (zum Glück) ist es nicht ganz so, sondern eher so ein bisschen in Richtung Monolake-Soundästhetik, zwar mit ordentlich Bass und Tempo, aber klarer Sound, kein Gebrettere.
Kirk Degiorgio wippt schon ordentlich mit, bevor er seinen Liveauftritt startet. Er hat unter anderem als As One, Elegy und Future/Past veröffentlicht – auf Labels wie New Electronica, B12 und ART. Was er hier live hinlegt, steht aber Adam X in Energie in nichts nach. Die tanzende Masse nimmt dies dankbar an und feiert. Trotz der Eiseskälte draussen haben sich anscheinend doch genügend Leute aufgerafft, um diesen Abend zu erleben, denn es wird langsam recht voll auf der Fläche.
B12 haben schon seit Anfang der Neunziger Jahre den englischen Electronica-Sound mitgeprägt, mit Veröffentlichungen auf dem gleichnamigen Label (B12) sowie auf Warp, die inzwischen Klassiker sind. Wer kennt noch „Electro-Soma“ oder „TimeTourist“?! Normalerweise sind es zwei Leute, aber heute aber gibt uns nur einer der beiden die Ehre. Während der vorherigen Sets hatte er schon kritisch das Publikum und die Bühne begutachtet.
Anfangs noch recht konzentriert und angestrengt wirkend, entpuppt er sich während seines Auftritts dagegen als gutgelaunter Entertainer, der mit Grimassen zwischen Laptop und Mischpult hin- und herwandert. Oder der mit Augenzwinkern und Grinsen die Breaks auskostet, in denen er die Musik ausfadet und die Masse jubeln lässt. So wie man es eigentlich von Jahrmarkt-DJs kennt, wo sich alle Arme während der altbekannten Trommelwirbel euphorisch in die Höhe recken. Nur dass es hier nicht peinlich wirkt, sondern einfach wie ein gelungener Teil des Auftritts.
Eigentlich macht B12 eher melodische Tracks und komplexere Beatstrukturen, und ich hatte schon befürchtet dass die Masse das nicht honorieren würde. Aber hallo – nie war es an dem Abend voller auf der Fläche als bei B12! Und es war auch eigentlich kein melodiöses Set, sondern energetischer Techno. Gern auch mal mit „Work that Muthafucka“ Sample und Acidläufen wie zu schönsten Chicago-Zeiten. Und der Herr hatte sichtlich Spass. Von wegen unterkühlte Briten 😉
Damon Wild übernahm gegen 4 Uhr und begann mit Sähkö-artigen bleepigen und plätschernden Sounds, die sich dann nach einer Weile auch wieder zu beinhartem Tanzsound entwickelten.
Insgesamt ein schön abgerundeter Abend!
Aber der größte Spaß kommt noch – eine kleine Anekdote am Rande: Einer der Musiker hatte gerade sein Live-Set beendet und verliess die Bühne. Der nächste Musiker stand vor seinem aufgeklappten Laptop und ließ leise die ersten Sounds anklingen. Plötzlich ganz laut und unerwartet meldete sich nochmal das Laptop des vorherigen Musikers: mit dem typischen Windows-Sound wenn das System runterfährt. Yeah! Fröhliches Johlen in der Menge, und der Herr kommt nochmal schnell zurückgeeilt und zieht das Soundkabel hinten aus seinem Rechner. Wunderbar! Wäre der Abend nicht so gelungen gewesen, das wäre jetzt das Highlight. 😀
Und: NEIN, wir verraten natürlich nicht wer das war 😉